Erstmals seit zehn Jahren sind im vergangenen Jahr mehr Menschen in die altmärkische Einheitsgemeinde Stadt Tangerhütte gezogen, als sie verlassen haben. „Wir haben 2015 ein positives Wanderungssaldo von 77 Personen“, sagte Bürgermeister Andreas Brohm (37/parteilos) nach etwas mehr als einem Jahr im Amt. „Mein Werben für Zuwanderung in den ländlichen Raum ist erfolgreich.“ Das sei für die Altmark und speziell unsere Einheitsgemeinde eine sehr gute Nachricht. „Angesichts der demografischen Entwicklung ist Zuwanderung für mich nach wie vor die Chance und das Thema, um das wir uns kümmern müssen“, sagte Brohm weiter. Dabei sei die Aufnahme von Geflüchteten lediglich eine Säule von mehreren. „Auch ohne den Zuzug von Asylbewerbern hätte unsere Kommune 2015 ein positives Ergebnis beim Wanderungssaldo. Das wird natürlich aufgrund der Flüchtlingsfamilien noch verstärkt.“
Über Zuwanderung und die Erhaltung der Strukturen im ländlichen Raum muss weiterhin debattiert werden. Denn die Region ist überaltert. Aufgrund der negativen Differenz zwischen Geburten und Sterbefälle hat die Einheitsgemeinde Stadt Tangerhütte 2015 insgesamt 47 Einwohner auf nun insgesamt 11.055 verloren. Auch Sachsen-Anhalt verliere jedes Jahr Einwohner, Fachkräfte und Ehrenamtliche, besonders der ländliche Raum sei betroffen. „Wenn wir die aktuellen Standards, etwa in der Versorgung mit Ärzten, Schulen, Kitas und Kultureinrichtungen halten wollen, müssen wir auf Zuwanderung setzen, egal wie diese aussieht“, sagte Brohm weiter. Er werde deswegen auch weiterhin für seine Region werben und für eine offene Diskussion über Zuwanderung stehen.
Der ländliche Raum umfasst etwa 90 % der Fläche Deutschlands, auf ihr leben allerdings nur etwas mehr als 50 % der Einwohner. „Wir müssen das Land attraktiv machen, um Familien aus Städten zu uns zu locken“, sagte Brohm. Das gehe in Zukunft vor allem über die sogenannten weichen Faktoren wie etwa Kultur und Natur. Außerdem sei das Land auf Zuwanderung aus anderen Regionen sowie aus anderen Ländern angewiesen. „Menschen müssen sich bei uns wohlfühlen, dazu zählt auch eine offene Gesellschaft“, sagte Brohm. Die Bedingungen für eine funktionierende Zuwanderung zu schaffen, sei natürlich auch Aufgabe der Politik. „Strukturell haben wir einiges nachzuholen“, sagte der Bürgermeister. Er setze dabei auch auf die Hilfe von Land und Bund. Doch die Chancen seien größer als die Anstrengungen.